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Sozial, kreativ und offensiv
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Rheinland-Pfalz wurde dieses Jahr als Bundesland 66 Jahre, |
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DIE LINKE dagegen ist mit ihren 5 Jahren noch ein Kind. Und |
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trotzdem haben beide Probleme, die politisch gelöst werden |
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müssen und können. Rheinland-Pfalz hat einen |
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Ministerpräsidenten, dessen Halbwertzeit lange vorbei ist |
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und der dies endlich einsehen sollte. Die Affären rund um |
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seine Regierungszeit sind Ausdruck einer Grundhaltung, die |
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wir als „Arroganz der Macht“ bezeichnen. Auch in der |
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Koalition mit den Grünen hat sich daran nichts geändert. Die |
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Grünen haben sich innerhalb ganz kurzer Zeit an das System |
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angepasst und stützen entgegen ihren Wahlaussagen sogar die |
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Intransparenz rund um den Nürburgring. Auch ihre |
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Versprechungen sind nicht mehr als Wahlversprechen. Als |
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Wortgrundlagen kann man hier wohl von „Versprecher“ |
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ausgehen.
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Als Land ist Rheinland-Pfalz ein Bundesland aus der Retorte, |
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gegründet 1946 aus den Regierungsbezirken Koblenz und Trier, |
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Rheinhessen, dem westlichen Teil von Nassau und der Pfalz. |
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Ein Landesbewusstsein als Rheinland-Pfälzer hat sich selbst |
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nach über 60 Jahren nur marginal entwickelt.
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DIE LINKE als außerparlamentarische Opposition steckt im |
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Gegensatz zum Bundesland mit ihren fünf Jahren als Partei |
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noch in den Kinderschuhen. Zwar blicken wir zurück auf eine |
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lange Tradition der Arbeiterbewegung, sowie |
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antifaschistischer und feministischer Bewegungen; eine |
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gemeinsame Identität als DIE LINKE muss in unserer |
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pluralistischen Partei jedoch weiterhin wachsen. Der |
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Grundstein hierfür ist ein Programm, welches mit |
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überwältigender Mehrheit beschlossen wurde und welches unser |
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politisches Handeln bestimmt. DIE LINKE vereint das |
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gemeinsame Ziel im Kampf um soziale Gerechtigkeit, der |
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Wunsch nach einem guten Leben für Alle, einer fairen |
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Verteilung des vorhandenen Reichtums, der Weg zu mehr |
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Öffentlichem in einem friedlichen Land, das alle Menschen |
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mit Würde behandelt.
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Viel zu tun!
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Dafür brauchen wir einen starken Bundesverband und einen |
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starken Landesverband. Stark sind wir, wenn wir gemeinsam |
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die Sachpolitik in den Vordergrund unseres Handelns stellen.
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1. Parteiaufbau als kollektive Aufgabe
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Der LINKEN in Rheinland-Pfalz ist es in den vergangenen |
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Jahren nicht gelungen die Landespartei ausreichend |
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aufzubauen und in den Städten und Gemeinden, in den |
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Betrieben, an Schulen und Hochschulen zu verankern. Das |
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Verhältnis Bevölkerung zu Mitgliedschaft von 2500:1 spricht |
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da deutliche Worte. Nur zum Vergleich ist die Verankerung |
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der niederländischen SP mit 348:1 sehr gut. Davon sind aber |
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nicht nur wir in Rheinland-Pfalz noch weit entfernt. Die |
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westdeutsche LINKE hat hier noch viel zu tun.
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Deshalb wird der Landesverband gemeinsam mit allen |
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Kreisverbänden eine Mitgliederwerbekampagne starten, bei der |
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wir engagierte Menschen und Interessierte direkt ansprechen, |
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ob sie sich als Mitglied an Aktivitäten und Projekten der |
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LINKEN beteiligen wollen. Für eine Werbekampagne braucht es |
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Werbematerial und ansprechende Gelegenheiten, wo |
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Interessierte oder Neumitglieder gute neue Erfahrungen |
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machen und Leute kennenlernen, mit denen sie gemeinsam etwas |
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anpacken können.
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Ziel ist es die Aktivitäten der Partei auf mehr Schultern zu |
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verteilen, mehr Mitglieder und neue Interessierte in die |
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Arbeit der Orts- und Kreisverbände einzubeziehen. Dies |
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stärkt die Kreis- und Ortsverbände, damit wir auch im |
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Bundestagswahlkampf 2013 und im Kommunalwahlkampf 2014 |
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wieder engagiert arbeiten können. In den letzten Wahlkämpfen |
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haben sich viele Mitglieder bis an die Grenzen ihrer Kräfte |
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eingebracht.
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Für die Zukunft unserer Partei gilt, wir müssen besser |
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zuhören lernen. Und wir müssen eine Beteiligungs- und |
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Diskussionskultur erreichen, die einladend und nicht nur für |
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unsere Mitglieder attraktiv ist. Vorstände und Mitglieder |
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sollen die Möglichkeit haben sich in Kursen weiterzubilden. |
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Neumitglieder sollen die Gelegenheit erhalten sich mit dem |
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Grundsatzprogramm und den demokratischen Regeln der Partei |
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vertraut zu machen. Dafür die Voraussetzungen zu schaffen |
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ist eine der Schwerpunktaufgaben für die nächste Zeit.
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2. Landespolitik als ständige Aufgabe
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Mit unserem Landtagswahlprogramm 2011 haben wir eine gute |
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inhaltliche Grundlage für politisches Eingreifen, auch ohne |
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eine Vertretung im Landesparlament. Die Rot-Grüne Koalition |
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zeigt immer wieder, dass eine LINKE im Land unverzichtbar |
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ist. Umso wichtiger ist, dass DIE LINKE die zentralen |
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Landesthemen weiterbearbeitet, dass wir unsere Kompetenz und |
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die Zusammenarbeit mit landesweiten Akteuren verbessern. Der |
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neue Landesvorstand soll diese Arbeit koordinieren und |
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geeignete Strukturen dafür schaffen. Ein erster Schritt dazu |
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ist die Bildung eines ständigen Arbeitsgremiums |
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Landespolitik mit Vertretern des Landesvorstandes, der |
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Kreisverbände, der Experten aus den |
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Landesarbeitsgemeinschaften und der Regionalbüros. Etwas |
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mehr Spezialistentum ist wünschenswert, um die Landespolitik |
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in all ihren Facetten kritisch hinterfragen zu können und |
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alternative Konzepte zu entwickeln. Wir wünschen uns, dass |
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sich die Landesgruppe Rheinland-Pfalz der LINKEN an diesem |
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Prozess beteiligt und den Themenaustausch zwischen |
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Landespartei und Bundestagsfraktion fördert.
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Aber all dies reicht noch nicht aus, wenn wir einen |
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dauerhaften Stellenwert als Akteur auf der landespolitischen |
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Bühne anstreben. Wir brauchen auch einen engen Austausch mit |
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den Gewerkschaften, den außerparlamentarischen |
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Protestbewegungen, den Erwerbsloseninitiativen, den Umwelt- |
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und Sozialverbänden, den Friedensinitiativen und den |
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Bewegungen, wie z.B. umFairteilen, occupy u.a., damit wir |
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bei den beispielhaft ohne Anspruch auf Vollständigkeit |
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aufgelisteten Landesthemen wirklich etwas erreichen können.
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Verknöchertes Schulsystem
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Die Landesregierung hat mit ihrer derzeitigen Zusammenlegung |
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von Haupt- und Realschule nur Flickschusterei betrieben. |
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Eine echte Reform wäre nötig, um das rheinland-pfälzische |
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Schulsystem im Bundesvergleich nach vorne zu bringen und |
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mehr Schülerinnen und Schüler mitzunehmen. Dies kann nur |
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heißen: eine Schule für Alle. Wir müssen es schaffen, das |
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veraltete Schulsystem zu erneuern und dabei endlich alle |
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Kinder mitzunehmen. Unterrichtsausfall und |
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Chancenungleichheit müssen auch in Rheinland-Pfalz der |
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Vergangenheit angehören.
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Gebietsreform und Entschuldungsfonds
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Die Städte- und Landkreise werden von der Landesregierung |
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derzeit doppelt in die Mangel genommen. Während in vielen |
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Kommunen bereits die ersten Einschnitte aus dem |
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Entschuldungsfonds spürbar werden. Steht die nächste große |
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Veränderung einigen Landkreisen und kleineren Kommunen noch |
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bevor. Die Zwangszusammenlegung kann nicht die ultima ratio |
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sein. DIE LINKE will starke Kommunen, welche ihre Aufgaben |
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wahrnehmen können und Entscheidungsspielraum haben für |
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eigene Projekte. Die Gemeindewirtschaftssteuer bildet |
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hierfür eine erste Grundlage.
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Konversion sozial gestalten
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Konversion ist für Rheinland-Pfalz ein wichtiges Thema, da |
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die ehemals militärisch genutzten Flächen Raum für |
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Entwicklung schaffen. Für DIE LINKE ist es wichtig, dass |
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alle betroffenen Kommunen in den Planungs- und |
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Konversionsprozess eingebunden werden. Die Chancen, welche |
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aus Konversion entstehen zu nutzen und die Arbeitsplätze, |
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welche rund um die Auflösung der militärischen Nutzung |
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gefährdet sind ist vordringliche Aufgabe.
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Nürburgring und Co.
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Das Großprojekt Nürburgring der Landesregierung kann mit |
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gutem Gewissen als gescheitert bewertet werden. Lehren |
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daraus wurden nicht gezogen, da auch dem Flughafen Hahn |
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ähnliches blühen könnte. Die Landesregierung täte gut daran, |
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endlich Abstand von „Denkmälern“ für Beck zu nehmen und die |
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Steuergelder in die Entwicklung des ländlichen Raums oder |
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die Schaffung neuer LehrerInnenstellen zu stecken um nur |
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zwei Beispiele zu nennen.
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3. Schwerpunkt: Eurokrise, Fiskalpakt, ESM und die |
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Auswirkungen auf den Haushalt des Landes und der Kommunen |
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(KEF)
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Mit der Einsicht, dass wir mit einem Landesverband im |
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Aufbau, aber auch dem Willen öffentlich in Erscheinung zu |
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treten, nur eine sehr begrenzte Anzahl an Kampagnen und |
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Aktionen umsetzen können, befasst sich der Landesverband DER |
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LINKEN in Rheinland-Pfalz mit dem Schwerpunktthema Krise und |
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wird zu vielfältigen Aktionen über das gesamte Land verteilt |
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aufrufen. Wir unterstützen die Kampagne auf Bundesebene |
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(Titel: Fiskalpakt stoppen – Demokratie und Sozialstaat |
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verteidigen) mit diesen Aktionen und werden mit |
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konzertierten Veranstaltungen im öffentlichen Bild der |
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Kommunen und damit unabhängig von der örtlichen Presse im |
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öffentlichen Leben auftreten.
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Der Fiskalpakt bedeutet:
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• Hartz-IV für Europa, höhere Verbrauchssteuern, |
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schrumpfende Wirtschaft, vor allem für Griechenland und |
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Spanien
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• verschärfte Finanzkrise der Länder und Kommunen, noch mehr |
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kaputte Schwimmbäder und Straßen, noch mehr geschlossene |
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Bibliotheken, höhere Bahn- und Buspreise, verschärfte |
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Wohnungsnot
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• Entmachtung des Deutschen Bundestages, Bruch der |
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Verfassung
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(eventuell muss dies neu geschrieben werden, wenn am 12.09. |
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eine Entscheidung des Bundesverfassungsgerichtes fällt)
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Wir müssen diese Argumente gegen den Fiskalpakt in die |
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Bevölkerung tragen und mit unseren Gegenvorschlägen zeigen, |
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dass es andere Möglichkeiten gibt. Das Beispiel der |
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schwäbischen Hausfrau hat sich jetzt lange genug in die |
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Köpfe gebrannt.
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4. Schwerpunkt: Armutslöhne stoppen! Gute Löhne und |
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Vollzeit-Stellen, statt Leiharbeit und Minijob
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Ein weiterer Schwerpunkt unserer Arbeit hat ebenfalls mit |
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der Eurokrise zu tun. Armutslöhne stoppen! Gute Löhne und |
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Vollzeit-Stellen, statt Leiharbeit und Minijob. Unter diesem |
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Motto werden wir Aktionen und Veranstaltungen durchführen |
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und Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer unterstützen, wenn |
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mal wieder ein Betrieb schließt, eine Insolvenz droht oder |
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die Leiharbeitnehmerschaft schamlos ausgenutzt wird.
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Die Regierung berichtet immer wieder über das |
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„Beschäftigungswunder“ und das Deutschland die Krise bestens |
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gemeistert hat. Doch die Zeche zahlen die Bürger. Ein |
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Drittel der in den letzten Jahren geschaffenen Stellen waren |
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Leiharbeitsstellen. Von Minijobs sind vor allem Frauen |
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betroffen. Rund 7 Millionen solcher Jobs gibt es bundesweit. |
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Das Lohndumping ist so ausgeprägt wie nie zuvor. Die um die |
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Inflation bereinigten Löhne sind heute um 4,5 Prozent |
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niedriger als noch im Jahr 2000. Den Geringverdienern geht |
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es dabei besonders schlecht, ihre Löhne sind bis zu 20 |
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Prozent gekürzt worden.
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Und wer nicht mehr so viel verdient, kann das Geld auch |
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nicht mehr ausgeben. Die Binnennachfrage ist immer noch an |
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zweiter Stelle, die Exporte bestimmen immer noch die |
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deutsche Wirtschaft. Seit 2000 haben deutsche Unternehmer |
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für 1,4 Billionen Euro mehr Waren ins Ausland verkauft als |
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von Deutschland eingekauft wurden. Wenn ein Land laufend |
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massive Exportüberschüsse erzielt, dann müssen sich die |
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anderen Länder beständig verschulden. Nur so können sie |
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diese Überschüsse bezahlen. |